Was für ein Tauchgang ist dieses Buch!
"Wie Rettungsboote bewegen sich die Texte von existenzieller Verunsicherung zur tröstlichen Beobachtung des Alltäglichen. Sie unternehmen Ausflüge in die Kulturgeschichte, in Erinnerungen an das, was gerade geschieht und machen deutlich, welche Momente nicht für "gedichte oder anderen unfug" taugen, weil sie zu kostbar sind. (...) Getragen von der unbedingten Zuneigung zu diesem besonderen Wesen und dem Mut, ihm nach dem Platz im Herzen auch einen in der Welt zu schaffen – egal, was kommt. Solo für Phyllis ist ein Memoir auf zukünftiges Leben. Die erstaunliche Seelenreise wird durch lyrisches Innehalten möglich und im Vertrauen auf die Kraft der Liebe und der Sprache. Wie jede große Literatur ein Buch der Heilung."
"Solo für Phyllis" ist irgendwie neu und nicht-neu für mich, es ist eingezogen ins Herzinnere als ich es aufgemacht habe und dort ist es auch geblieben, was für ein Glück, (...) und ich sage, ohne großes Nachdenken, dass es wahrscheinlich (bei aller Ernstheit) das Schönste ist, was ich seit Längerem gelesen habe, und das meine ich genau so, und das schreibe ich eher selten. (...) diese Texte lassen diese Welt zärtlicher werden, manche zeigen, in was für einem schwierigen System von gesund und nicht-gesund wir stecken, wie Gesellschaft funktioniert, in so vielen glimmt Zuversicht und Hoffnung, und all das in einer Sprache, die so entschlackt und klug erzählt, so wundervolle Bilder findet, einzelne Fachtermini einbindet, die Verbindungen herstellt.
Man meint eine solche Sprache zu kennen, von den amerikanischen Beatniks oder aus Popsongs vielleicht oder von Dannes altem rheinischem Landsmann Jürgen Becker. Doch solche Analogien sind trügerisch. Da ist ein Chronist am Werk, der von der Poesie des Moments berauscht ist (...), mit lyrischer Aufrichtigkeit und Hingabe. (...) Danne ist der Apologet des Moments, der die Windmühlenflügel festhalten will.
Seit 2011, als sein erster Gedichtband erschien, hören wir regelmäßig von Christoph Danne, und er ist seinem Stil bis heute treu geblieben. Keine Hermetik, keine Selbstbefindlichkeitsposen, keine Verspädagogik, keine leseunfreundlichen Form-Delirien, kein Anbiedern an Zeitströmungen (...) Christoph Danne schreibt Kurzgeschichten in Gedichtform. Präzise, exakt beobachtet, scheinbar im Vorbeigehen aufgeschnappt, gesehen oder gehört. Das macht seine Gedichte völlig unspektakulär und damit wiederum sehr auffällig.
Es sind Mini-Dramen, die der 1976 in Bonn geborene Danne hier schildert. Da leuchtet Köln in einem Moment wie Paris, gibt es einen „modischen Kaffee für 3,10 Euro“ und steht die „Einsamkeit“ für „die Spuren seiner nicht gegangenen Schritte“. Es tropft einiges an Blues aus seinen Versen: „Ich weiß nicht – und wusste nie – wie man Abschied nimmt.“ Aber das sind ja nur akustische Eindrücke vom ersten Hören. Lohnend wäre es gewiss, sich auf die Lektüre einzulassen. Überhaupt – es lohnt sich, zu diesem Buch zu greifen, das in der Corvinus Presse erschienen ist.
"Dannes Gedichte sind auf ihre reduzierte Weise kein literarischer Gegenentwurf, sprich Fluchtpunkt außerhalb des Lebens, sie sind ein Teil des Lebens wie die ihm innewohnenden Glücksmomente einer Erkenntnis oder ein Ausruf: kurz. Der Rest ist Resonanz. [...] Himmel in Aufruhr, wie geschüttelte Tinte. Die Gedichte sind unterwegs entstanden, zwischen Schiphol und Piräus, im Flur und in Müngersdorf. Sie erinnern, ohne flüchtig = unsorgfältig zu sein – im Gegenteil sie sind fein gearbeitet, an die lyrischen Notate eines Richard Brautigan in Tokyo. Stets geht es um das Schälen, Gewinnen und Herausstellen einer Essenz des Augenblicks. Es gelingt hier mit ungeheuer wenig eine ganze Menge. Dannes „Polaroids“ sind zugänglich. Sie verbleiben im Sinnlichen im Moment der Verbindung zu Gefühlen.[...] Ein hellwacher Beobachter, der Minimalismus und Nichtsagen dem Ausmalen vorzieht. Seine Kadrierung in Worten fasst Szenen ein, denen man sich schwer entziehen kann, die man vielleicht so oder so ähnlich auch schon im Spüren begriffen war. Sie bleiben.
"In Christoph Dannes Gedichten wohnt der Geist des Passé inne. […] Im Konjunktiv scheint alles möglich. {...] Ob auf realen oder imaginären Reisen […] Aufwachräume erweist sich als bereicherndes Vademecum.“
„Diese Gedichte sind Hymnen ans bewusste Hinschauen. Christoph Danne schafft es durch seine zurückhaltende Bildlichkeit immer wieder, in die Ahnung jenseits des Bezeichneten vorzudringen und damit aus Räumen die besagten Aufwachräume zu dichten.“
„Es gibt eine Bemerkung des Philosophen Roland Barthes, sinngemäß: Sobald wir auf den Auslöser drücken, um ein Foto zu machen, erstirbt das Motiv. In diesem Prozess, dort Zeugenschaft herzustellen, verfängt Dannes Poesie. Wir spüren ihre aufwühlende Unbehaustheit, die herausgeschnittene Zeit, den steten Nachklang."